Diese Anekdote gehört zu den im China-Kontext häufig erzählten Stories aus der Frühzeit deutsch-chinesischer Kommunikation. Felix Lee kennt sie aus erster Hand; denn Lee Wenpo (geb. 1936), der damals ebenso spontan zum Dolmetschen gerufen wurde, ist sein Vater. Nach seiner Flucht mit zwei älteren Schwestern von Nanjing nach Taipeh arbeitet der Kaufmanns-Sohn inzwischen bei VW als Entwicklungsingenieur. Ohne Lees intuitives Erkennen, dass es mit dem Übersetzen des Gesagten nicht getan ist, sondern zugleich Kontext und kultureller Hintergrund vermittelt werden müssen, hätte VW in der deutsch-chinesischen Wirtschaftsgeschichte vermutlich nur eine Nebenrolle gespielt.
China, mein Vater und Ich
Felix Lee · 2023 · Aufbau Verlag
“Alles begann damit, dass 1978 bei VW in Wolfsburg eine Gruppe chinesischer Besucher vor dem Werkstor stand, die sich spontan über Nutzfahrzeuge informieren wollte – und vom Westen lernen. Nutzfahrzeuge wurden in Wolfsburg aber nicht gebaut, sondern nur Pkw. Einer der Besucher war der chinesische Minister für Maschinenbau Yang Keng … ”
Felix Lee schafft in seinem Werk eine beeindruckende Synthese aus familiärer Erzählung und scharfsichtiger Analyse der deutsch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen seit den 1980er Jahren.
Indem er das Einwandererschicksal seines Vaters Wenpo als roten Faden nutzt, bietet er Einblicke in das rasante Aufstreben Chinas.
„China, mein Vater und ich“ durfte ich im Rahmen des Wirtschaftsbuchpreises lesen – und war sofort Feuer und Flamme für dieses geniale Buch!
Umso mehr freut es mich, dass Felix Lee den Preis gewonnen hat und wirat und wir sein Buch nun gemeinsam in Verena’s Book Club lesen und am 11. Dezember zusammen mit dem Autor besprechen werden!